Montag, 21. Oktober 2013

Dunkle Wolken


Es ziehen dunkle Wolken auf am Horizont, Gewitterstimmung. 


Wir sind überlastet, es ist einfach zuviel, die Baustelle zu gross. Alles kommt zusammen: Herbst ist die Zeit der Ernte: Feigen, Nüsse, Trauben, letzte Tomaten. Kohl will zu Sauerkraut verarbeitet, Wintersalate gepflanzt werden. Herbst ist auch die Zeit, in der so vieles für den Winter vorbereitet werden muss. Holz häckseln mit der neuen Häckselmaschine (Eintrag folgt noch), Einmachen, Schwimmbad decken, Umwälzpumpe ausbauen. Zur gleichen Zeit gilt es die ganze Baustelle zu koordinieren, damit wir im Winter -so es denn sein soll- geheizte, kuschelige Räume haben und die Handwerker aneinander vorbei kommen. Badezimmerapparaturen müssen ausgesucht und bestellt, Wand- und Bodenbeläge besichtigt und geprüft werden. Zwischendurch den einen oder anderen Gedanken wegen der Strassenführung über unser Grundstück oder wie wir uns die Jäger vom Leib halten können. Und zu guter Letzt hat mit der Gründung der GmbH die ganze administrative Seite eine neue Dimension erhalten. Uff!

Die Zeit reicht nicht, um uns gegenseitig auf dem laufenden zu halten und klare Prioritäten zu setzen, ja überhaupt fehlt die Zeit für irgend etwas anderes als Arbeit, Organisieren, Rumrennen und Improvisieren weil die Organisation eben nicht klappt. Es  scheint immer mehr zu werden, und wir verlieren uns. Höchste Zeit ein paar Gänge runter zu schalten und uns zu besinnen. Auf uns besinnen. Die Freude, den Enthusiasmus - und  das Leben.

Samstag, 19. Oktober 2013

Terra selvatica


Terra umbra - umbrische Erde. So heisst unser Blog, so sollte unsere Firma heissen. Doch der Name ist besetzt und aus umbrischer Erde wird wilde Erde - terra selvatica. Mit Sitz in Fratticiola Selvatica - den wilden Büschen. Tatsächlich hat die Energie,  das Land hier etwas unzähmbares, die eigene Wildheit widerspiegelndes, das es zu erforschen und erleben gilt.




Wir feiern die notarielle Gründung der Terra Selvatica società agricola SRL am 11. Oktober 2013 im Restaurant Argentino in der Altstadt von Perugia zusammen mit Eric.


Calabroni

Wie es scheint haben wir die Breitengrade des Durchschnitts, des Mittelmasses, verlassen. Seien es die Zucchinipflanzen, die uns soooooo reich beschenktet, dass wir mit der Verarbeitung nicht mithalten konnten und den Rest den Hühnern verfutterten oder die Feigen, die bis zum heutigen Tag einfach weiter wachsen und die Gepflückten im Gärfass auf die Destillation warten. Oder der Regen, der in Umbrien entweder nicht vorhanden ist oder dann so, dass es Erdrutsche auf unsere Strasse gibt und wir von der Umwelt vorübergehend abgeschnitten sind. Ganz zu schweigen von den Tomaten, die in mannigfaltiger Form ihren Weg in die immer wieder dazu gekauften Einmachgläser gefunden haben. Oder der Basilikum, der sich zu einem regelrechten Busch mausert. Oder die Sonnenuntergänge, die sich Tag für Tag übertreffen. Oder, oder, oder.....

...oder eben - die calabroni, die Hornissen. Habe ich in meinem Leben bisher mit 3-4 Hornissen zu tun gehabt, war das viel. Hier gibt es hunderte davon. Meist harmlos verlustigen sie sich in den Fruchtbäumen und kommen uns nicht in die Quere. Doch jetzt wo der Herbst begonnen hat, scheinen sie ihren Aufenthaltsort auf drinnen verlegt zu haben. So gibt es die gemütlichen Abendessen, wo wir uns die Küche mit ca 10 Hornissen teilen. Anfänglich versuchen wir dieser Wohngemeinschaft gelassen entgegenzutreten, doch im Wissen, dass 3 Hornissenstiche ein Pferd töten können (das wird hier auf jeden Fall von allen proklamiert), beginnen wir unser Revier zu verteidigen. Dies geht nur mit Tücke und Gewalt. Und letzendlich dem Ausräuchern des Kamins, wo wir 6 Nester finden. Jetzt ist die Plage vorbei. Zeuge das Schlachtfeld.

Katzenglück

Ich weiss nicht mehr wann es genau begann. Da war dieses Miauen im hohen Gras, immer mehr oder weniger an der gleichen Stelle. Und wenn kein Miau, dann ein Rascheln. Jedesmal wenn ich mich jedoch auf die Suche nach dem Verursacher, der Verursacherin, machte, war da nichts. War das eine wilde Katzenfamilie? Ein ausgesetztes Junges? Eine? Mehrere? Es dauerte noch einige Wochen bis wir dann eines Tages ein kleines, weiss-gescheckt-getigertes Kätzchen mitten auf unserem Komposthaufen erblickten. Kaum bemerkte es uns, war es auch schon verschwunden. Ab durch die Büsche. Immerhin wussten wir jetzt, dass da jemand Hunger hatte. 

Während dieser Zeit fand der Einzug der Hühner statt, was eine vermehrte Präsenz unsererseits in der Nähe des Katzengebüschs zur Folge hatte. So kriegten wir den/die kleine/n Herumtreiber/in öfter zu Gesicht, wenn auch in unerreichbarer Distanz. 
Irgendwann war es dann soweit, dass wir ihm/ihr ein Schälchen mit Essensresten hinstellten. Dort im Gebüsch, im hohen Gras. Eines morgens war es auch leer. Und so begann, in zaghaften, kätzchenkleinen, samtpfotigen Schritten die Annäherung mit unserer ersten Katze. Vom Schälchen-Leeressen, ging es über das Erlauben von menschlicher Gesellschaft beim Essen, zu katzenseitiger (noch unberührter) Kontaktsuche und dem vertrauten Schnurren, bis hin zum ersten scheuen Anfassen. 
Der "Durchbruch" geschah in zwei Schritten: 1. Eloy brachte soooo viel Geduld und Zeit auf, einfach sitzend und wartend in der Nähe, einschmeichelnde Worte murmelnd. Er war es auch, der unserer ersten Katze ihren Namen gab: Stracciatella! - wegen der Flecken... Eindeutig ein weiblicher Name, der haften blieb auch als klar wurde, dass sich Stracciatella zu einem Prachtexemplar von Kater entwickelte. 2. wurde in Basel im Beisein von uns allen unser Superbüsi "Hugo" endlich beerdigt. So hat er symbolisch seinen Segen gegeben, sein Einverständnis für die neue Katzenbindung. Adieu Hugo, danke für das Öffnen der Katzen- und Tierseele und willkommen Stracciatella!
So war es kein Wunder, dass bei unserer Rückkehr eine schon fast zahme Stracciatella auf uns wartete, die sich hemmungslos anfassen und streicheln liess. Heute ist Stracciatella ein totaler Schmusekater und wird der Einfachheit halber Stracci genannt.




Zu Stracciatella gesellten sich Anfang September noch 2 weitere Kätzchen, die uns von Enzo anvertraut wurden. Wenn das überhaupt möglich ist, waren die noch menschenscheuer und wilder als Stracci es je war. Bis zum heutigen Tag lässt sich das eine kleine nur sehr selten anfassen und entpuppt sich eher als Einzelgänger. Das schwarze Geschwisterchen hingegen, unterdessen auf den Namen Moretti hörend, ist frech und abenteuerlustig, streift mit Stracci über den Hof, spielt Fangen mit Chicca und holt sich regelmässig seine Streicheleinheiten ab...







...oder teilt sich das Essen mit den Hühnern - Melone:


Freitag, 18. Oktober 2013

Weinlese und mosto



Noch im August, saftige Trauben, die sich mit Sonne füllen.



Und Ende September, gerade war es noch Hochsommer, das letzte Mal auftanken.



Der Zeitpunkt der Ernte ist gekommen, denn der grosse Regen meldet sich an. Mit Enzo, Anna Lisa, Giovanni, Jo und Franci (Maria ist schon abgereist...) sind die Trauben schnell gelesen. Auch wir geniessen die Hitze, die Sonne auf der Haut, noch einmal richtig Sommer, ein letztes Aufbäumen - und cut.





Der Weinberg (tönt grösser als er ist - ein kleiner Hügel, vielleicht 100 Rebstöcke..) ist seit Jahren vernachlässigt. Zwar wurden die Trauben gelesen, doch die Rebstöcke wurden sich selbst überlassen, so ist die "Ausbeute" doch sehr gering. Damit wir auch nur ansatzweise eigenen Wein herstellen können (und auch hier ist das Wort "Wein" ein zu grosser Begriff), mischen wir weisse und rote Trauben. Absichtlich kaufen wir keine Trauben dazu, um den reinen Geschmack, den Geruch, das Wesen, unseres Bodens zu schmecken, zu riechen, zu spüren. Terra umbra, terra selvatica.




Mit dem Aebi und lauten Unterstützungsrufen werden die Trauben zur Weiterverarbeitung gefahren.




Maischen, glaube ich nennt man dies in der Fachsprache - die Trauben von den Zweigen trennen, wodurch dann eben die Maische entsteht. Hier nennen sie dieses Zwischenprodukt "mosto", Most halt. 


Handarbeit. Im Trichter sind zwei Walzen, die die Trauben zerdrücken. Wäre der Trichter oder dieses Walzgerät (Name??) vollständig, würden die Trauben grad automatisch von den Zweigen getrennt. Mangels Vollständigkeit noch mehr Handarbeit, indem wir die Traubenzweige so gut es geht von Hand aus der Maische aussortieren. Effizient nicht unbedingt, doch lustig. Traubensaft spritzt quer durch den Keller, Traubenhautstückchen kleben sich an den Kleidern fest und der mosto darf jetzt erst mal ruhen.