Samstag, 25. Juli 2015

3 kleine Vögelein

Mit grosser Kunstfertigkeit und hartem Einsatz, jedoch einem totalen Unverständnis für Praktikabilität, haben Vogeleltern unter unserem Dach ein Nest für ihre Kleinen gebaut. Man hört es zwitschern, es liegen immer wieder Gräschen und Ästchen am Boden. Wo genau die Eltern den Zugang zum Nest haben, ist uns nicht klar, da wir sie von unten nicht zufliegen sehen. Also muss es auf dem Dach selber eine Anflugschneise geben… Naja, hier dann vielleicht unser Unverständnis…

Eines Tages nun, als wir die Treppe in unsere Wohnung hochgehen, liegen dort zwei kleine Vögelchen - das eine noch ganz ohne Federn und tot, das andere im Schock und mit zartem Flaum und einigen Federchen bekleidet. Die Reaktion ist ganz spontan: Wir heben es auf und bauen ihm ein kleines Nestchen, wo es sich langsam vom Schock erholt. Es wird gefüttert, gehätschelt und getätschelt. Erhält den Namen "Caduto" - der Gefallene. Aus dem Nest, wohlverstanden.












Caduto erobert unsere Herzen im Sturm. Tapferer kleiner Kerl. Der Wille, die Kraft, die Neugier, die Liebe zu leben. 
2 Tage später fällt der nächste Vogel aus dem schlecht gebauten Nest. Schon etwas grösser und gefiederter. Zu zweit gewöhnen sie sich an unsere Fürsorge. Aufgeweichtes Brot und Feigen sind ihre Lieblingsspeisen, Würmer können wir schliesslich keine besorgen. Uns wird bewusst, was Vogeleltern leisten, denn die Kleinen sind nimmer satt und geben uns dies lauthals zu verstehen. 



Unnötig zu sagen, dass auch der dritte Vogel folgt. Der versteckt sich den ersten Tag unter dem Herd in der sichersten Ecke. Am Morgen dann befindet er sich mit den anderen in der Kiste, also schon knapp flügge:


So ist also unsere Wohnung voller Vogelgezwitscher und wir im Fütterungsstress:


Unser erklärtes Ziel ist es, die Vögel so lange durch zu bringen und zu kräftigen bis wir sie getrost in die grosse Freiheit entlassen können. Selbstbestimmt und eigenverantwortlich. Doch wie sollen wir Zweibeiner das Würmer- und Ameisenpicken lehren? Oder das Fliegen? Oder wer Feind und Freund ist? Und überhaupt wie geht das mit wilden Vögeln?

Der Moment kommt, wo sie auch das von uns errichtete Nest verlassen und beginnen in der Wohnung herumzufliegen. Dies ist einfach nicht zu verhindern, doch hinterlässt Sch….-Spuren. Auf dem Büchergestell, der alten Anrichte der Grossmutter, dem Bügelbrett, auf der Glühbirne,  dem Kaminsims, dem Weinkorb: 
Es ist Zeit, den Radius zu vergrössern, und so nehmen wir sie ab sofort jeden Morgen mit in den Gemüsegarten. Hier sind sie vor den Katzen sicher (elektrischer Zaun) und können in aller Ruhe und Unbedachtheit das Vogel-Sein im Freien experimentieren. Die Vogel-DNA funktioniert - kein Ohrgrübler, keine Ameise, keine Made ist mehr sicher. Sie hüpfen uns um die Füsse, sind beim Unkraut-Jäten dabei, fliegen um und auf unsere Köpfe, wechseln ab zwischen Selbständigkeit und Schreien nach Nahrung, zwischen Sicherheit im transportfähigen Nest und Abenteuerlust. Übermut, Leichtigkeit und pure Freude am Leben macht sich bemerkbar. Und ist soooo ansteckend! Nur der Kleinste, Caduto, schafft's nicht wirklich. Er hüpft und fliegt halb halb dem Boden nach. Ob er sich wohl bei seinem Sturz aus dem Nest verletzt hat? Einer seiner Flügel hängt viel tiefer als der andere…

In unserer Vogelerziehung denken wir uns, dass es hilfreich sei, wenn die Vögel die "Brücke" zwischen dem sicheren Nest (dies ist eine grüne Olivenkiste, die wir ständig herumschleppen - ob Gemüsegarten, Schwimmbad oder Wohnung) und der weiten Welt machen können und lassen sie eines Morgens direkt von der Wohnung aus fliegen. Mandel- und Feigenbaum, Hecke, Silodach, Stalldach. Hauptsache in der Höhe. Es wärmt uns das Herz, den 2 Ausgeflogenen zuzuschauen wie sie sich in die Lüfte schwingen. Doch leider ist der Älteste zu wenig vorsichtig, erkennt die Gefahr nicht und kommt der Katze ins Gehege, bzw. ins Maul. Oje. So schade. So traurig. Nur diese paar Tage haben wir gemeinsam verbracht und unsererseits viel Freude erfahren. 
Da waren's nur noch 2. Ab jetzt ist doppelte Vorsicht geboten. Morgens im Gemüsegarten, nachmittags am Pool, mittags und nachts in der Wohnung. Immer mit einem Ohr auf das Gezwitscher hörend, die Augen ständig auf der Suche nach dem Flattern auf dem Baum oder im Busch. Damit der Feind auch ja früh genug entlarvt werden kann.

Caduto befindet sich meist im engsten Umkreis der Olivenkiste, während sein Bruder (oder Schwester? - wie ist das bei den Vögeln?) weite Kreise zieht, jedoch immer wieder zur Kiste oder uns zurück kehrt.. Wenn es ihm  zu langweilig wird hüpft er quer über die Erde, um in unserer Nähe zu sein. Ein herrliches Bild. Schimpfend, zwitschernd und hüpfend kommt er auf uns zu und will gefüttert werden oder einfach dabei sein. Eines Morgens jedoch im Garten -wir wissen nicht wie und warum- liegt er tot auf dem Rücken. Keine Katze diesmal. Halt einfach nicht lebensfähig. Noch trauriger. Er war der erste. So tapfer. so demütig, so frech. Und der einzige, der von Anfang an einen Namen hatte. Unter dem Weichselbaum findet er seine letzte Ruhe.
Da war's nur noch 1. Unser Philosoph. Er kann ganz lange ruhig sitzen und einfach beobachten. Sinnieren.  Sinn, Unsinn. Manchmal den Kopf etwas neigen, um sich einen besseren Blickwinkel zu verschaffen. Er will nicht mehr im Haus sein, möchte fliegen. Fliegen. Draussen in der weiten Welt. Ohne Grenzen. Die Olivenkiste als mobiles Nest braucht es nicht mehr. Höchstens, um an den Katzen vorbei zu kommen. Er folgt uns überall hin. Sogar auf den Spaziergang  zu den Schafen. Steigen wir aus dem Auto, geht es keine Minute, und er ist zur Stelle, setzt sich auf  Schulter oder  Kopf und zwitschert  ins Ohr. Oder holt sich Streicheleinheiten. Am Herz.




 
Das Zusammenleben mit diesem einen, letzten Vogel ist ein unbeschreibliches Geschenk. Dieses kleine, wilde Vögelchen geht in Beziehung, strickt diesen Faden von Herz zu Herz. Der feine Faden ist während des ganzen Tages spürbar, reisst nicht, hält. Mit einer ihm eigenen Leichtigkeit und Beschwingtheit, macht er sich klar verständlich, ist ein treuer Begleiter und hat mich  im wahrsten Sinne des Wortes bezirzt. Ich glaube es ist die Unbeschwertheit und Selbstverständlichkeit fürs Leben, die mich am meisten berühren - und diese uneingeschränkte, offene Zuwendung. Umso trauriger bin ich, dass auch er gestern gestorben ist. Der Attacke zweier unserer Katzen zum Opfer gefallen. Er ruht jetzt neben Caduto  unter dem Weichselbaum. Welche Enttäuschung, Betroffenheit und Trauer, dass keines unserer Vögelein überlebt hat. … und da waren's keine mehr. 

Ich nehme jeden Tag, jeden Moment, den ich mit ihnen verbringen durfte, jedes Flügelschlagen, jedes Lachen, das sie auf mein Gesicht gezaubert haben, als grosses Geschenk und sage DANKE FÜR EURE LEICHTIGKEIT UND ZUWENDUNG UND DIESE TIEFGREIFENDE ERFAHRUNG!


Freitag, 3. Juli 2015

Haus-Transport


Den Platz, wo das Schwimmbad heute steht, galt es im Vorfeld des Schwimmbadbaus zu räumen. Ästehaufen. Pflanzerde. Kompost. Traktorzubehör. Und natürlich das kleine rote Haus, das seit einem knappen Jahr als Holzhackschnitzelzwischenlager (- das wäre ein Wort fürs Galgenspiel….) diente. Alles muss weg. Das Häuschen soll in Zukunft als eine Art Geräteschuppen im Gemüsegarten dienen. Wie nun aber vom unteren Feld in den Gemüsegarten? Wie von A nach B? Ganz einfach - auf den Anhänger des Traktors laden. Und zwar am Stück!


Zusammen mit der ganzen Maurerequipe wird das Blechhäuschen aufgeladen und während der ganzen Fahrt an den neuen Standort von beiden Seiten gestützt, dass es durch das Gerumpel des Traktors nicht runterfällt. Eine besondere Herausforderung für die ganze Mannschaft sind die Kurven und die Abstände richtig einzuschätzen. 


Mit Bravur wird das Werk vollbracht - und wir haben jetzt einen malerischen Geräteschuppen, der jedoch noch nicht so richtig in Betrieb genommen ist.




Donnerstag, 2. Juli 2015

Piscina


Eigentich war ja alles ganz toll aufgegleist. Früh genug den Kostenvoranschlag eingeholt und das OK erteilt. Früh genug den Geometra beauftragt, alle amtlichen Prozeduren zu erledigen. Früh genug den Landschaftsarchitekten verständigt. Eigentlich alles gut. Nur sind wir eben in Italien. Da hat Zeit, bzw. ein Zeitplan eine völlig andere Dimension. Man könnte fast sagen die der Unwirklichkeit…
So beginnen wir also mit 3 Wochen Verspätung und einem zum Zerreissen angespannten Nervenkostüm unseren Schwimmbadbau.
Lange waren die Diskussionen, ob das Schwimmbad am alten Ort bleibt und saniert wird oder ob wir einen neuen Ort wählen und es neu bauen. Für und Wider. Hin und her. Ausschlag gegeben hat schliesslich der Kostenplan. Die Sanierung des alten Pools plus die Anpassung an die neuen Gesetzgebungen für Agriturismi hat nur unwesentlich weniger gekostet als der Neubau. Also dann doch lieber neu!





Aushub: Innerhalb eines knappen Tages ist die Grube ausgehoben.












1. Fundament: Der Riesenrüssel spuckt den Beton auf den Grund der Grube.































Alles armiert, erdbebensicher soll es sein.


















Verschalung, Verkleidung, damit die Kieselsteine und die Erde nicht direkt an den Beton kommen.













Fertig für's Bad! Einfach noch inmitten von Erdhügeln. Je nach Hitze und Fortschreiten des Einbaus der Bewässerungsanlage werden die Hügel diesen Sommer braun bleiben und erst im Herbst oder Frühjahr bepflanzt.
Die Aussicht ist trotzdem!

Artischocken

Das ist sie also: Unsere erste Artischocke!!!!



Unterdessen sind noch mehr dazugekommen - hoffentlich hat es noch wann Jil kommt….

Kuhmist an die Bäume

Peter ist ja der ultimative Internet-Rechercheur - oder hat er dieses Wunder- Mittel gar aus einem Buch? Fakt ist, dass Kuhmist verdünnt mit lehmhaltiger Erde sowohl als Dünger als auch als Insekten-Parasiten-Pilz-Schutz in der biologischen, natürlichen Landwirtschaft verwendet wird. Weshalb sollten wir es also nicht probieren?  Letztes Jahr war ja der "mosca"-Befall an den Oliven verheerend. Und so einige unserer Fruchtbäume wollen einfach keine Früchte produzieren…. 
So machen wir uns also diesen Frühling ans Werk. Gehen auf die Suche nach gutem Kuhmist, sammeln Schlamm an unseren Wasserlöchern oder den Pfützen am Wegesrand, mischen das Ganze unter fachkundiger Aufsicht von Peter und schmieren es dann mit Pinseln an die Baumstämme - so eine Art Gesichtsmaske für die Bäume. Das Schlammgemisch soll in jede Ritze. Überflüssig zu sagen, dass unsere Nasen, unser Geruchssinn arg strapaziert sind…


Beim Auftragen des Mist-Schlamms spritzt die Mischung in alle Richtungen, auch ins Gesicht, auf die Haut, die Kleider. Und es kam schon vor, dass ich -unbedacht wie ich sein kann- so einkaufen oder Fliesen aussuchen ging… Komisch, die Distanz, die plötzlich alle wahren…

Trotz allem ist es eine schöne Arbeit, so intim mit dem Baum irgendwie. Und das Resultat ist absolut überzeugend: Der eine Aprikosenbaum hat noch nie Früchte getragen - jetzt tut er's! Genauso die Quitten, auf die wir uns besonders freuen! Und dieses Jahr dürfte es auch richtig viel Pflaumen geben… Mmmmm