Herrlich, langsames Aufwachen in meinem warmen Bett. Nur mal schnell blinzeln. Was
der Tag so macht. Bedeckt. Etwas windig. Lieber die Augen wieder zu und noch
etwas kuscheln. Wärme geniessen. Gedanken ziehen lassen. Träumen. Halb wach,
halb schlafend. Zwischenwelt. Leichtigkeit. Unbeschwert. Es geht doch nichts
über einen Sonntagmorgen im wohligen Bett. - - -
- - - Im Halbschlaf wird mir bewusst, dass die Hühner und die Schafe "rausgelassen" und Hund und
Katzen gefüttert werden müssen. Nein, das kann doch jetzt nicht sein. Ich will
doch nicht aus meinem warmen Bett. Umdrehen und so tun als wär’ nichts. Nein,
das geht nicht. Fatal. Ich muss raus. Es führt kein Weg daran vorbei. Abtreten
kann ich diese Aufgabe nicht, Peter ist krank.
Also, auf geht’s.
Kleider und Schuhe anziehen und ‚raus in den Wind, den Morgen auf dem Land. Anstatt
im Bett. - - -
Herrlich, dieses Gefühl der Unerlässlichkeit. Der Unabwendbarkeit. Das muss
jetzt einfach sein. Fertig. Keine Widerrede. Akzeptieren. Und damit gehen. Mit
jedem Schritt fühle ich mich beschwingter und freier. Beim Hühnerstall
angekommen, bin ich schon richtig beflügelt (passt ja gut für die Hühner,
oder?), freue mich, sie zu sehen und ihnen eine Morgenschleckerei zu bringen.
Freude pur. Innehalten. Die Weite auf mich wirken lassen. Die Ruhe. Meine Augen
streifen den Olivenhain. Die Zweige wiegen sich im Wind. Voller Oliven. Bald
ist Erntezeit.
Weiter zu den
Schafen. Erste Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolkendecke. Tiefe Ruhe. Nur das
Geräusch meiner Jeans beim Gehen, Vogelgezwitscher und das Rascheln der Pappel-Blätter.
Ich spüre den Wind im Gesicht, auf meiner Haut. Er klärt meine Gedanken, macht
meinen Kopf frei, der wieder einmal in alten Gedankenmühlen gefangen war.
Abermaliges Innehalten. Und die Dankbarkeit spüren. Tiefe Dankbarkeit. Für
dieses Land, die Erde. Das Hiersein. Das Leben. Das LEBEN. Und die Dinge wie
sie sind.
Von weitem werde ich
blökend begrüsst – höchste Zeit, die Schafe wollen ‚raus auf die Weide, ins
Gebüsch und alles niederfressen. Ich weite meinen Spaziergang noch etwas aus,
um den Zaun zu kontrollieren und einfach die Erde und die Natur in mich
aufzusaugen. Immer mehr Sonnenstrahlen vertreiben die Wolkenschicht, und
zusätzlich zum Wind, habe ich jetzt noch Sonne auf der Haut. Wunderbar! Meine
Poren öffnen sich, meine Seele spannt ihre Flügel aus, mein Geist befreit sich.
Ich gehe übers Land und spüre dieses unendliche Gefühl der Richtigkeit. Das ist
schon richtig so. Richtig hier. RICHTIG gross geschrieben. Wie das LEBEN. Richtig
leben. Das richtige Leben. Wie auch immer.
Am Ende meines
sonntäglichen Frühmorgenspaziergangs lande ich beim Nusshaufen. Soooo viiiele
Baumnüsse dieses Jahr. Doch leider hat sie einer unserer Mitarbeiter nach dem
Sammeln einfach auf einen, eben diesen, Haufen getan, an dem ich jetzt ankomme.
Das sieht nicht gut aus, viele Nüsse schimmeln vor sich hin. Mal sehen, was
noch zu retten ist. Wie automatisch beginne ich die guten von den faulenden zu
trennen. Die guten ins Töpfchen, die
schlechten ins Kröpfchen – oder war es umgekehrt? Aschenputtel. Schon bald sehe
ich auch so aus, zumindest meine Hände – schwarz von den äusseren Nussschalen,
die ich entferne um die Frische der inneren Hartschale zu prüfen. Die Arbeit
des Sortierens gefällt mir, sortiert irgendwie auch etwas in mir drin. Schafft
Ordnung und Platz. - Und genau das liebe ich so an meinem anderen Leben hier –
diese direkte Rückmeldung. So oft tue ich etwas im Aussen, das unmittelbar sein
Spiegelbild im Innen findet und mir somit ermöglicht zu reflektieren und mir
innere Prozesse bewusst zu machen.
Ich vergesse die
Zeit ob all diesem Sonntagmorgen-Reichtum und dem Frieden, den ich spüre und
kehre zurück nach Hause, wo Peter unterdessen ein herrliches Frühstück
gezaubert hat.
Es ist Sonntag Mittag.