Samstag, 26. November 2016

Z'erscht machsch diis Züüg

Es ist wieder einmal die Zeit der Olivenernte. Ganz viele Helfer von nah und fern sind bei uns, um mit uns gemeinsam die wenigen Oliven dieses Jahres zu pflücken. Wie schon letztes Jahr, entsteht eine bunt gemischte Truppe, ein Sprachdurcheinander und reger Austausch.


Gerne wird am Abend gespielt - mit Bedacht darauf, dass alle mitspielen können. Unser Hauswürfelspiel "guerra e pace" bietet sich an, und die Regeln werden in 2 Sprachen erklärt. Esther fragt bei ihrer Freundin nach, wie denn jetzt das gemeint sei mit dem Angreifen beim Spiel, worauf Barbara antwortet: Z'erscht machsch diis Züüg und nachher gaht's wiiter. Oder so ähnlich. Hängen bleibt "z'erscht machsch diis Züüg". Und dies wird zum geflügelten Wort. Wenn man sich das mal genauer überlegt, liegt da eine tiefe Lebensweisheit dahinter, oder? Zuerst das erledigen, was es zu erledigen gilt. Zuerst etwas beenden, bevor etwas neues angefangen wird. Abschliessen. Der Sache auf den Grund gehen, nicht darüber hinweg. Bereinigen. Damit wir nicht ständig den ganzen Rattenschwanz unserer Vergangenheit mit uns herum schleppen und offen sind für neue, nächste Schritte. In diesem Sinne mach ich miis Züüg und wünsche euch viel Einsichten mit eurem Züüg!

Palmares




Das muss ja jedes Agriturismo, das auf sich hält (oder überhaupt jede touristische Einrichtung), sagen: Wir haben die besten Gäste.

Und das tun wir auch: Wir haben einfach die besten und tollsten Gäste!

Wir könnten Orden und Preise verleihen, eine Gedenktafel aufstellen oder euch einfach von Herzen danken - ihr seid die Besten!!!

Die Saison 2016 war die Saison der Premieren.

Ob beim Unkraut-Jäten, Reben schneiden, einfach "Sünnele" am Pool, Apéros zubereiten, Brot backen, übers Land gehen,  Rinder rufen, Schafe oder Hühner füttern, Fussball oder Boule-Spielen oder beim Verwöhnen-Lassen und Geniessen. Mit Interesse seid ihr dabei und taucht  in unser Leben ein und teilt mit uns unsere Leidenschaft. 

Die ersten "fremden" Gäste hatten wir - über's Internet auf uns gestossen - es gibt keine Worte für diese Erfahrung. Zuerst ganz nervös, ob es ihnen wohl gefällt und sie sich wohlfühlen, die ersten Gespräche und Rundgänge, gemeinsame Essen, Meinungs- und Erfahrungsaustausch, um schliesslich Freunde zu verabschieden. Auch internationaler sind wir geworden: Deutschland, Belgien, Frankreich, Holland, Amerika - und man staune - Italien.

Das Restaurant wurde im Juli eröffnet mit tatkräftiger Unterstützung von Dorothea, Philip und Christoph - ohne euch hätten wir es nicht so professionell hingekriegt. Danke für euren Einsatz! Sind die Gäste unseres holländischen Nachbars schon beinahe als Restaurant-Stammgäste zu bezeichnen (kamen sie doch letztes Jahr schon mehrmals…), sind neue hinzugekommen. Allen voran unser Klempner. Oder die Besitzerfamilie der Ferramenta, wo wir unsere "Agrikultur-Einkäufe" tätigen. Geburtstagsessen scheinen besonders beliebt bei uns - da noi. Wir halten am italienischen Menu-Aufbau fest, doch bereiten die Speisen leicht anders zu und fügen hier und da neue oder etwas andere Kreationen hinzu. Genau das lieben unsere Gäste - das etwas andere und doch eine bekannte Struktur. Mit dem Feedback sind wir zufrieden, warten jedoch noch auf Wiederholungstäter.

Das erste Mal voll ausgebucht - während einer knappen Woche.

Und Wiederbegegnungen mit Freunden und Bekannten aus vergangenen Tagen gab es. Unglaublich wer hier auf Terra Selvatica alles zusammenkommt. Herzerwärmend. Ein ehemaliger Angestellter aus meiner Restaurantzeit in Zürich, den ich seit ca. 28 Jahren nicht mehr gesehen hatte und der gleichzeitig zu unserem ersten Zechpreller wurde… Pascal, meine Freundin aus Aix-en-Provence, die ich bestimmt 10 Jahre nicht mehr gesehen habe. Und Magda und Elizabeth, noch länger her… Christina, die ich vor 6 Jahren in Rom kennenlernte und nie mehr gesehen habe. Und Neuentdeckungen wie Bruno, der für alle herrliche Saltimbocca kochte.

Morgen reisen die letzten Olivenernte-Helfer ab. Und die Saison 2016 ist endgültig vorbei. Dieses Jahr waren ausschliesslich Helfer aus dem Ausland zugegen, kein italienisches Pflückteam, auch eine neue Erfahrung. Unser 3. Olivenöljahrgang ist ebenfalls eine Premiere, wurde das Öl doch nach dem alten Prinzip zuerst mit den Mühlsteinen gemahlen und danach kalt gepresst. Der Unterschied ist gross, und wir freuen uns schon auf den Verkauf…

Last but not least - bleiben die Besten am längsten. Alain ist seit Anfang Oktober fest in unserem Team und kümmert sich vor allem um die Küche oder klettert zuoberst auf die Olivenbäume und spricht mit ihnen. Und Caroline hat entschlossen, ab nächstem März zu uns zu stossen und so ca. 1 Jahr (oder auch 2) zu bleiben und mitanzupacken. Ich freue mich jetzt schon auf die Erfahrungen - und das 2017!




Mittwoch, 7. September 2016

Erdbeben

Am 24. August bebte die Erde. Es ist das erste Erdbeben, das ich erlebe - und es hat mich tief erschüttert. Viele von euch haben angerufen, geschrieben, geSMSst, um zu wissen, ob es uns gut gehe. Danke für eure Nachfragen und euer Interesse an unserem Wohlergehen, das berührt.
Die Nachbeben gehen fast nächtlich weiter, es ist viel Bewegung in der Erde, in mir - und es ist ein Gedicht entstanden:

Erdherz

Die Erde bebt.
Rüttelt. Schüttelt.
Zittert.
Schwankt.
Energie wird frei gesetzt.
Eine Welle erfasst mich.
Die Erdwelle.

Ich liege in meinem Bett.
Und die Erde bebt.
Ich fühle mich zutiefst beschützt und aufgehoben.
Keine Angst.
Unsagbare Kraft.
Rein.
Direkt in mir.
Um mich.
Geborgen.
Gehalten.
Mutter Erde.
In ihrer Wiege, ihren Armen.

Ein blauer, heller Blitz.
Im Erdinnern.
Die Erde bebt.
Sie heilt sich.

Und ich lasse es in mir beben.
Lasse mich durchschütteln.
Woge mit.
Spüre bei jedem Zittern meine Verbundenheit.
Mein Herz.
Erdherz.
Wie es mich zutiefst erschüttert.

Ich spüre dich, Erdherz.
Weiss wieder wo ich hingehöre.
Wer ich bin.
Im Kern.
Ich breche auf.
Ins Neue.

Im Vertrauen.

Samstag, 13. August 2016

Unkraut

Wir kennen es alle, das Unkraut. Nämlich diese Pflanzen, die dort wachsen, wo man sie eigentlich gar nicht will. Und dazu noch im Überfluss. Wuchernd. Viel zu viel. Unkraut. Unding. Hält sich hartnäckig im Boden fest, mit Wurzeln, derer man kaum Frau werden kann. In Mauerritzen, steinigem Boden und unwirtlichem Gelände. Zwischen den Tomaten, den Bohnen, Gurken, Erdbeeren. So dass man die gewünschten Gemüse und Beeren nicht gut pflücken kann oder das Wesentliche, nämlich die reifen Früchte, übersieht. Oft stachelig, alles umwindend oder klebrig. Unkraut. Auf jeden Fall fehl am Platz. Ungewollt. Ungeliebt.

Und total verkannt!

Nein, ich will das nicht schön reden, ich will es ja auch nicht, das Unkraut, das übrigens immer öfter "Beikraut" genannt wird. Doch man führe sich vor Augen welche Überlebenskunst da drin steckt! Da kann sich der Mensch doch einiges abschauen. Grünen und Blühen in den widrigsten Umständen. Unbändige Lebenskraft. Lebenswille. Immer der Sonne entgegen. Wachsen. Emporrecken. Tief verwurzeln. Reines Leben. 
Reines LEBEN.
Und das reissen wir ständig aus. Entwurzeln es. Muss ja auch sein, denn die Gurken, Bohnen, Tomaten wollen auch wachsen und nicht fremdüberwuchert werden. Wollen auch dem Licht entgegen. Die Frage drängt sich auf, was denn passieren würde, wenn wir Menschen nicht einschritten. Wildes Wachstum, das Gesetz des Stärkeren. Würden wir dann unsere Salat- oder Gemüsespezialitäten mit Beikraut zubereiten? Büffelmozzarella mit Disteln servieren? Anstatt Erdbeereis Windenhalbgefrorenes?

Jetzt gilt es noch abzuwägen, ob denn alles , was einfach so wächst, ungewollt und wild, als Unkraut, bzw. Beikraut zu bezeichnen ist. Definitiv nicht. Wer möchte denn nicht wilden Ruccola essen oder zarte Löwenzahnblätter in den Salat mischen? Oder gar Brennnessel-Gnocchi? Die Brombeeren wachsen überall auf unserem Land, sind zwar eine Plage, da sie sich rasant vermehren - nichts desto trotz schmecken die Beeren herrlich…

Spinnen wir doch den Faden einmal weiter vom "Leben ausreissen" und "Entwurzeln": Wie verwurzelt, bzw. entwurzelt sind wir eigentlich? Gehen durch die Welt, am besten mit dem Mobiltelefon, und voller Pläne und Vorstellungen wie denn alles sein sollte oder zu sein hat. Kein Platz für wild Wucherndes. Kein Platz, wirklich seine Wurzeln zu spüren, zu finden oder zu verankern. Kein Platz für realen Boden. Wie viel Schein ist in unserem Leben? Darstellen, gut dastehen, kultiviert und angepasst sein. So ist das Unkraut nicht - und in diesem Zusammenhang passt auch Beikraut nicht, denn das wäre ja schon wieder gezähmt (zumindest verbal). Nein, Unkraut ist es, das wild und ungezähmt wächst, das seine Wurzeln tief in die Erde schickt und immer voller Kraft seinen Weg geht.

Und so bin ich nun in unserem Gemüsegarten und jäte Unkraut, Stunden um Stunden, denke übers Verwurzelt-Sein nach, lasse Emotionen von Wut (Scheissunkraut), Verzweiflung (dem werde ich nie Einhalt gebieten) und Bewunderung (welche Urkraft) kommen und gehen. Lasse mich reinigen von der Arbeit, der Bewegung, dem Wind, dem Vogelgezwitscher und der Sonne auf der Haut. Im Wissen, dass das Wilde auf Terra Selvatica seinen Ausdruck sucht (und findet) und mir erlaubt, meine eigene Ur-Kraft zu spüren.

Und nach diesem ganzen Exkurs habe ich eine steife Schulter und der Gemüsegarten ist in Ordnung….




Montag, 28. März 2016

Kohle-Skulptur

Es geht darum, alles für unsere Hochlandrinder bereit zu machen. Nächsten Montag fahren wir zum Züchter, um unsere zukünftigen Tiere auszusuchen. Daumen drücken. 
Sie sollen es gut bei uns haben. Genügend Auslauf. So umzäunen wir also 2 Hektaren Weide- und Waldgebiet. 
Natürlich an den richtigen Tagen, laut Mondkalender. Damit die Pfosten auch gut halten. Am meisten Kopfzerbrechen macht uns der Unterstand, schliesslich brauchen die Tiere Schatten und Schutz vor dem Regen. Hochlandrinder sind sich kalte Temperaturen gewohnt, wo also ist dieselbe am ehesten gewährleistet? Sicher nicht an den windgeschützten Stellen weiter unten. Auf dem obersten Punkt unseres Landes wird vermutlich der Unterstand thronen. Im Halbschatten des Dickichts, welches wir durchforsten, um den geeignetsten Platz zu finden. Hier.
Da steht diese Kohleskulptur und zeugt von einem alten Brand. Mahnmal der Vernichtungskraft des Feuers. In seiner Schönheit einmalig. Ehrfurchtgebietend. Darum herum hat sich die Natur wieder organisiert und grünt und blüht unerschrocken. Und bekanntlich hat ja Feuer eine reinigende Kraft, der Boden für neues ist gelegt.



Obertöne

Viel Frühlingsarbeiten im Garten. Ich nehme mich der im Herbst gepflanzten Trauerweide, der beiden Linden und sämtlicher Pflanzen rund ums Schwimmbad an. Erde lockern mit der in der Schweiz gekauften Gartenhacke. Das Schweizerkreuz auf dem Stiel bezeugt es. Während des Hackens höre ich einen anhaltenden Ton. Ich halte inne. Woher kommt er, der Ton? Vom Nachbar? Was macht er? Ratlosigkeit. Weiterhacken. Schon etwas irritierend dieser andauernde Ton. Tinitus? Wessen? Meiner nicht. Hört sich das überhaupt so an? Keine Ahnung. Weiterhacken. Ich treffe einen Stein mit der Hacke, einen grossen. Der dabei erzeugte Ton ist sehr hell und laut. Und schwingt nach. Und schwingt nach. Und nach. Und nach. 
Das Rätsel ist gelöst. Die Hacke als Musikinstrument, das Obertöne erzeugt. Meine Mutter ging vor vielen Jahren ins "Obertonsingen" und hat es mir live demonstriert. Das hat zwar anders getönt, doch so schweifen meine Gedanken zu meiner Mutter, die damals gerne die Erde bei uns im Garten hackte. 
Zwischen Hacken, Obertönen, Sonne auf der Haut, der Weite des Landes ist sie plötzlich sehr präsent, meine Mutter. Ich fühle mich ihr sehr verbunden. Die Liebe zur Natur kommt definitiv von ihr. Ich kann mich erinnern wie sie mit mir als Kind Zwergenhäuser aus Birkenrinde, Zweigen, Moos und Tannenzapfen bastelte - am Fusse eines Baumes, in den Wurzeln. Halt wo die Zwerge wohnen. Naturgeister wie Feen und Elfen gehörten mit zur Inszenierung. Feinstofflich. Unvergesslich. Verinnerlicht. Beseelte Natur. Welch Reichtum! Und viele gemeinsame Momente im Garten beim Unkraut jäten oder Himbeeren zurückschneiden, Johannisbeeren pflücken oder Rosen winterfest machen kommen mir wieder in den Sinn. In der Erde wühlen. Jede für sich und doch gemeinsam. Gemeinsam an der Arbeit. Das war mir so  gar nicht bewusst, dass einer der Grundsteine für Terra Selvatica bei mir dermassen früh gelegt wurde. 
Weiterhacken, unterdessen bin ich in der Mitte der Lorbeerhecke, spüre den Wind in den Haaren und fühle mich getragen vom Oberton der Gartenhacke und den Gedanken an meine Mutter. Sie sagte, dass Obertöne die verschiedenen Ebenen verbinden und  Ursprung bedeuten. Mit dem Ursprung verbunden. Urchig tief und gleichzeitig engelhaft himmlisch. Oben und unten.  Ursprung und Jetzt. Ewigkeit. Die Schwingung verbindet alles.  Und meine ganz persönliche Materie, mein Körper, erfährt dies am heutigen Tag in jeder einzelnen Zelle ganz besonders. Beseelt, verbunden und frei.

Samstag, 12. März 2016

Getting ready


Damit für unsere erste offizielle Gäste-Saison alles bereit ist, wird mit grossem Eifer Hand, bzw. Hände angelegt:




Sicherheitsgeländer bei der kleinen Bar-Terrasse, Sonnenuntergang ohne Gefahr.



Boule-Platz, hier in Italien heisst es natürlich Boccia, doch die Kugeln sind mir zu gross, also werden wir es à la Française spielen. Auch hier kommt dann noch das Sicherheitsgeländer zwecks Gesetzesauflagen...














In der Serra werden alle Pflänzchen unter liebevoller Hege und Pflege von Peter grossgezogen, damit sie dann im Gemüsegarten so richtig gedeihen können.


Aufbau der Pergola für die heissen Sommertage. Sie wird von Pflanzen überwachsen sein, eines Tages. Vorwiegend Glyzynien, doch bis alles bedeckt ist, dürfte es noch ein paar Jährchen dauern. In der Zwischenzeit muss ein Bambusrohr-Provisorium reichen.


Bei windigem Wetter pfeift der Wind durch die Röhren.

Webseite

Die vergangenen 2 Monate waren geprägt vom Texten und Einbauen unserer jetzt endlich "scharfen" Webseite, die ihr unter

www.terraselvatica.ch
www.terraselvatica.com

einsehen könnt. 



An dieser Stelle möchte ich allen Helfern von Herzen danken! Vor allem Barbara, deren Spitzfindigkeit und Einsatz ohne gleichen sind. Und Gaby, die mein Englisch überprüft und verbessert. Alexandra, danke, dass du alles unter die Lupe genommen hast und hilfreiche Verbesserungsvorschläge liefertest.
Die französische Übersetzung ist in Arbeit. Ich staune ab mir selber, dass es mir nach all diesen Jahren des Nicht-Praktizierens der französischen Sprache so leicht fällt. Und bin schon im voraus dankbar, dass Willi sich der Korrektur annehmen wird.

Viel Freude beim Lesen! 


Sonntag, 3. Januar 2016

Jahreswechsel - Gleichzeitigkeit



Ich schaue auf das vergangene Jahr zurück.

Was hat das 2015 ausgezeichnet? 

Einmal mehr die Gleichzeitigkeit der Dinge. 

Eine Riesen-Lektion im "Multi-tasking", das ich eigentlich gar nicht will und doch passiert es immer wieder. Was also gilt es zu lernen? Mehr Fokus? Mehr "nein" sagen? Verlangsamen? Nur noch etwas aufs Mal? Nicht so viel wollen? Ansprüche zurückschrauben? Mehr der Dynamik des Lebens vertrauen? 
Alles von dem, sicher. 
Doch noch mehr  gilt es, alte Verknüpfungen im Hirn, alte Synapsen und Glaubenssätze, zu lösen und zu löschen. Sie machen den Körper, die Seele, den Geist, träge und schwer. Diese inneren Stimmen, die mir immer wieder ins Ohr flüstern wie ich oder der andere oder überhaupt das Leben sein sollten. Sie sind zu laut geworden im 2015. Haben mich abgelenkt. Vom wahren Sein. Von mir.

Ich will Multi-tasking eigentlich nicht, ok. Einverstanden. 
???
 Habe ich gemeint.
Wenn mir das Leben jedoch etwas anderes zeigt? Wenn ich gerade darin aufgehe? Wenn es mich beflügelt? Meinem Wesen in diesem Moment entspricht? Was dann?  
-  Dann geht nur noch loslassen. Das Loslassen dieser festgefahrenen Sätze. Das Loslassen der Idealvorstellung, die ich von mir selber habe und die ich erfüllen möchte. Der Stress ist nicht die Arbeit, nicht die Gleichzeitigkeit, es ist die Vorstellung, die Idee, dass es anders sein sollte. Dass ich anders sein sollte. Nichts erschöpft mehr als das.

Nun bin ich hier auf Terra Selvatica und habe viel zu tun. In der Küche, im Garten, auf dem Feld, der Baustelle, mit den Tieren, im Haushalt, mit den Zimmern, den Gästen,  der Webseite, der italienischen Administration, dem Planen, Rechnen, Organisieren etc…… Ich kann sagen, dass ich in meinem Leben noch nie soviel aufs Mal bewältigt habe. Ja, das ermüdet. Ich kann's mir ansehen. 
Und gleichzeitig ist da diese tiefe Befriedigung, stille Freude und immense Dankbarkeit. Dass ich die Freiheit und Kraft habe, dieses Abenteuer zu wagen. Dass ich mit Peter den Partner an meiner Seite habe, der diesen Traum versucht mitzuträumen.

Was bedeutet das fürs 2016?

Dass ich die Gleichzeitigkeit feiern werde! 
Schliesslich ist die Zeit ein menschliches Konstrukt. Eins nach dem anderen. Linear. Damit schaffen  wir Ordnung, setzen Regeln. Und meinen, dass so das Leben einfacher wird  - vermeintlich. 
Es geschieht alles gleichzeitig. Wir brauchen einfach eine der unendlichen Möglichkeiten zu wählen - oder in meinem Fall mehrere - und kreieren, leben. Es liegt alles in unserer Hand. Und das will ich dieses Jahr nicht vergessen. Dass ich es in der Hand habe. Und nur ich mich beschränken kann (...und manchmal die italienische Gesetzgebung und Bürokratie…). Und wenn ich mich wieder zu sehr erschöpfe, werde ich an diesen Punkt der Gleichzeitigkeit gehen, den Nullpunkt - die alten Gedankenmuster und Glaubenssätze überprüfen - und neu wählen!

Auf ein gut gewähltes 2016!



Samstag, 2. Januar 2016

Heinzelmännchen

Es gibt sie eben doch, die Heinzelmännchen. Unermüdlich arbeiten sie wenn der Meister schläft oder sonst mit der Arbeit nicht nach kommt. Sie sind nicht zu sehen, nicht zu hören, im Stillen und Geheimen gehen sie ihrer Tätigkeit nach. Ganz im Dienste der Natur und der Arbeit, die es zu verrichten gibt. 
Um so glücklicher schätze ich mich, dass ich auf meinem Nachmittagsspaziergang übers Land eines entdecke. Hoch oben im Baum schneidet es die dürren Äste ab, sehr um Gleichgewicht bemüht, von der Sonne beschienen, im Einklang mit Allem.



Und bei besserem Hinsehen, kann ich auch das zweite Heinzelmännchen ausmachen. Denn alleine ist nichts zu schaffen.



Degustation

In Gesprächen mit anderen Olivenöl-Produzenten ist die Idee entstanden, eine Degustation der verschiedenen Öle zu machen. Gesagt, getan. 
So treffen wir uns Anfang Dezember bei uns und probieren 8 unterschiedliche Öle aus der näheren Umgebung. Die Gebinde zeigen, dass es nicht hochprofessionell zu und her geht, doch jeder sehr stolz auf sein Öl ist. Giovanni hat sogar extra einen Korken geschnitzt...


Peter bereitet alles minutiös vor, damit der Blinddegustation nichts im Wege steht. Die Öle werden nach Farbe, Geruch und Geschmack beurteilt. Dafür gibt es eine Liste, wo die Punktzahl zwischen 1 und 10 (top) eingetragen werden kann. Probiert wird nature oder mit Brot, damit der Geschmack ja nicht verfälscht wird. Es ist unglaublich wie verschieden die Öle sind. Schon farblich gibt es von grün bis goldgelb alle Abstufungen. Beim Riechen wird die Nase zwischenzeitlich vom Rauchgeruch des Kamins beeinträchtigt, doch auch hier sind klare Unterschiede festzustellen. - und dann erst im Gaumen -
Es geht ein klarer Sieger hervor, mit 10 Punkten Abstand zu den anderen. Alle anderen sind ganz nahe beieinander, unseres auf Platz 3. Die Öle werden sich noch weiter entwickeln, und Anfang Sommer werden wir sie nach Möglichkeit nochmal probieren.


 Alle Teilnehmer und Produzenten sind sich einig: Das machen wir nächstes Jahr wieder!!


Olivenernte 2015 - die Mühle - il frantoio

Wie schon festgestellt, wird in Italien ständig über alles diskutiert…
Fuhren alle Fratticioleser (Einwohner von Fratticiola und demzufolge unsere Nachbarn) vor 2 Jahren noch zur Mühle am unteren Ende der Strasse, zu Danilo, geht dieses Jahr die Polemik los, in welcher Mühle die Pressung wohl am besten sei….

Da gibt es die andere Mühle in Piccione, die noch auf die alte Weise mit einer Steinmühle presst, die dieses Jahr sehr beliebt ist. Dort habe man scheinbar die bessere "resa" (Verhältnis der rohen Oliven zum daraus entstandenen Öl). Oder dann die ganz neue Mühle in Ponte Valleceppi, die machen das scheinbar besser und nach neuesten Erkenntnissen… Oder die alteingessene, traditionelle Mühle von Seppioni in Piannello, die am billigsten ist…. Oder die In Valfabbrica, oder, oder, oder. Jeder weiss es besser und ist überzeugt, die richtige Mühle gefunden zu haben. Eigentlich toll. Das wünsche ich jedem. Wenn da nicht immer dieser Überzeugungswahn wäre. Es reicht nicht, dass man für sich das Richtige gefunden hat, es muss auch das Richtige für die anderen sein. Das Allein-Seligmachende.

Wir waren vor 2 Jahren sehr zufrieden mit unserem Olivenöl, gehen deswegen - und auch der Einfachheit halber- wieder zu Danilo. Am nächsten und bekannt.

So kommen die Oliven in der Mühle an, wo sie auf eine Art Laufband verfrachtet und nochmal geputzt werden.









Noch eine letzte Kontrolle, bevor die Oliven in die Presse gehen.






In diesem Ungetüm verschwinden die Oliven für ca. 2 Stunden und werden zu Olivenbrei verarbeitet.








Erstaunlich wie aus dieser braun-roten Masse, grünlich-goldenes Olivenöl entsteht - extra vergine.

Das frisch gepresste Öl nennt man "spremuta". Es hat noch viele Bitterstoffe und ist trüb. Bis zu einem 1/2 oder ganzen Jahr kann es dauern bis das Öl ganz klar ist und die Bitterstoffe abgebaut sind. 

Uns schmeckt das Öl jetzt schon!