Donnerstag, 27. Juli 2017

Anhaftung

Mit diesem heissen Frühling und Sommer stehen die Chancen für einen exquisiten Wein recht gut. Die Trauben sind kräftig, die Reben voll behangen. Hoffnungen keimen, den Wein von vor 2 Jahren sowohl in Qualität als auch in Quantität zu übertreffen. Also wenden wir unserem Weinberg besondere Aufmerksamkeit zu. Immer wieder überprüfen, ob die Trauben auch genügend Sonne abbekommen. Aber auch nicht zu viel. Und vor allem Schutz vor dem potentiellen Hagel, der die Ernte gefährden könnte. Zweige ohne Trauben abschneiden oder kürzen, damit für die reifenden Trauben mehr Energie vorhanden ist. Aber eben - nicht zuviel. 
Wo lasse ich den Wildwuchs, wo nicht? Eine interessante Frage, mit der wir uns auf Terra Selvatica intensiv beschäftigen. Wo die Wildheit (selvatica)? Wo die Kultur? Beides nebeneinander. Wild und gezähmt. So steht es ja auch auf unserer Webseite..
Zurück zu den Reben: Mich fasziniert  wie sich die Zweige der Reben verhalten, bzw. festhalten. Will ich einen unproduktiven Zweig abschneiden, sehe ich mich einem Festhalte-Mechanismus gegenüber wie ich ihn noch selten gesehen habe. Da wird geschlungen, gewunden, geklammert. Ja nicht loslassen, ja festhalten. Überleben sichern.  Um jeden Preis, mit jeder Tücke. Man staune ob des Einfallsreichtums: 





Doch wenn die unproduktiven Zweige festhalten? An Unproduktivem, Nicht-Benötigtem. An dem, was nicht gut tut, Kraft und Energie nimmt. So überlege ich während der Arbeit, wo in meinem Leben ich denn noch festhalte. Wo kann ich Altes gehen lassen? Wo die Anhaftung, Anklammerung lösen? Wo Überlebensmechanismen mit LEBEN tauschen? Und  da und dort erkenne ich meine Anklammerungs - und nicht-Loslassstrategien. Meine Anhaftung an alte, nicht mehr gebrauchte Muster und Energien. Interessant. Die Natur als Spiegel zum eigenen Seelen- und Bewusstseinsprozess. Na dann, auf ein gutes Weinjahr!