Es war irgendwie schon lange klar, dass wir einmal Hühner haben würden. Schliesslich lieben wir Frühstückseier. Im Internet haben wir uns schlau gemacht über Hühnerrassen, Vor- und Nachteile derselbigen, Hühnerhaltung, Futter, Platzbedürfnisse, Eierproduktion etc. Auch bei Nachbarn und Einheimischen liessen wir uns beraten. Die ganzen Recherchen haben mich jedoch vom ursprünglichen Wunsch entfernt, da kam nichts rüber, uninteressant. Einfach nur ein Nutztier, kein Bezug, keine Beziehung. Lieber doch kein Federvieh.
Peter zeigt mehr Durchhaltevermögen und überzeugt mich, den alten Ziegenstall für die Hühner bereit zu machen. Während meiner 5-tägigen CH-Abwesenheit entsteht ein regelrechter Hühnerpalast, den wir gemeinsam sprayen. Wenn schon, denn schon. Die Hühner, die unbekannten Wesen, sollen es farbenfroh und schön haben.
Was mich zuerst überrascht, ist der direkte Blick. Hühner schauen einen an! Und zwar genau. Dafür wird der Kopf auch mal schief gelegt. Zweite Überraschung: Sie rennen nicht davon wenn ich komme, sondern bleiben in sicherem Abstand stehen und beobachten. Ich staune über ihren Charakter, schon ganz am Anfang zeigen sie ihre Persönlichkeit. Dies führt dann auch zur Namensgebung: Gianna ist die mutigste, die Leithenne, wenn man so will. Nicki (von Niki de St Phalle) ist die Kunstverständige und die Eigenbrötlerin, stolz wie es sonst nur ein Hahn sein könnte. Rotkäppchen, Cappuchetto Rosso, unterscheidet sich durch ihre roten Federn am Hals, und Zeta ist langsamer wie die anderen (und unterdessen eindeutig zu meinem Lieblingshuhn avanciert).
Die erste Woche bleiben sie mehrheitlich im Stall, nur mit gutem Zureden und feinen Leckerbissen wie Zucchini, setzen sie die Füsse vor die Tür. Zwei Schritte und wieder umdrehen. Zu unbekannt. Zu gross die Freiheit. Manchmal setze ich mich einfach an die Türe und schaue ihnen zu. Und sie schauen mir zu, mich an. So entsteht viel schneller als geahnt eine Beziehung. Die Energie der Hühner ist weich wie ihre weichsten Federn, sanft und grosszügig - und sehr lebendig. Staunen über staunen - sie wachsen mir schnell ans Herz und sind aus meinem Leben gar nicht mehr weg zu denken.
Unterdessen bewohnen sie den ganzen (eingezäunten) Hühnerhof, scharren im Sand, graben sich Kuhlen, probieren alle Gräser, Blumen und Blätter - als besonderer Leckerbissen gelten Ameisen, die mit grosser Präzision und Schnelligkeit gepickt werden.
Mit Zeta ist eine besondere Beziehung entstanden, sie hat mir schon einmal aus der Hand gepickt. Sie kommt auf mich zu wenn ich in ihr Gehege trete. Zutrauen - Vertrauen - Einklang.
Und Rotkäppchen hatte ich schon einmal in den Händen. Wie warm, wie weich - und welch starkes Herz.
Ich freue mich auf jeden Tag mit euch gepickten Hühnern!
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