Mittwoch, 2. September 2015

Hauptsache es wird diskutiert

Jetzt ist das ja so in Italien, dass alles mehrfach diskutiert werden will. Muss. Und mit verschiedenen Personen. Und mit den gleichen nochmal.  Und mit dem Nachbarn. Den Handwerkern, den Freunden. Und nochmal anderen. Und überhaupt. Nochmal. Es macht auch nichts wenn man sich im Kreise dreht - im Gegenteil - das ist eigentlich integrativer Bestandteil einer italienischen Diskussion. Immer wieder die gleichen Schlüsse ziehen und sie so präsentieren, dass der unaufmerksame Zuhörer (und dies sind sie zum grössten Teil) meint, man sei eben erst darauf gekommen. Immer wieder aufs neue das Ei des Kolumbus. Der war ja schliesslich auch Italiener. 
In unserem  Beispiel des Diskussions-Eifers ist Peter's selbstgebastelter Pyrolyse-Ofen aus einer alten Öltonne und einem Stück Abzugsrohr mit dem Funktionsziel, Kohle selber herzustellen, der Stein des Anstosses. 
Während der Entstehung des "Ofens" schleichen die Arbeiter in immer engeren Kreisen drum herum. Mit der vorerst stillen Frage, was denn hier passiere. Mit dem Aussprechen der Frage jedoch, beginnen die Diskussionen schon bevor  Peter  den Vorgang, bzw. sein Projekt fertig erklärt hat, geschweige denn Ruhe gehabt hätte sich zu vertiefen. Mann ist fasziniert, kann es sich aber nicht vorstellen. Nicht zuletzt sind wir hier in einer ehemaligen Köhlergegend gelandet, und die Einheimischen haben's irgendwie noch im Blut. Meinen es zumindest. Also mal langsam, Fremdling. Erste Zweifel  machen sich laut, Verbesserungsvorschläge, Unglauben gar, Besserwissereien und so vieles Wortreiche mehr. In immer wieder neuen/anderen Konstellationen (hier grad Marco, Sergio, Patrizio - und natürlich Peter) werden die verschiednen Pyrolyse-Vorgänge vor-, zwischen- und nachbesprochen. Immer wieder kommt jemand neuer hinzu, dem dann ein Eingeweihter alle Diskussionsenden und-fetzen wieder vorkaut und darbietet. Und natürlich hat der Neue auch seine Erfahrungen, die er zum besten bringt. Und so weiter und so fort.

Irgendwann kommt der Abend, die Handwerker oder Mitarbeiter gehen nach Hause. Wohltuende Stille. Wenig Worte. Nachtruhe.

Am nächsten Tag habe ich schon fast vergessen, dass jetzt alles wieder von vorne anfängt….
Frau ist froh, dass sie nicht so viele Worte braucht.


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