Freitag, 4. Dezember 2015

Die grösste Überraschung

Irgendwann im Frühling sagte ich zu Peter, dass ich das klare Gefühl hätte, dass wir diese "Saison" einen Überraschungsgast hätten. Jemanden, mit dem wir in keinster Weise rechnen, der nicht auf unserem inneren Bildschirm vorhanden sei.
Mit solchen Voraussagen ist das allerdings so eine Sache… Schliesslich will man schlau sein, hellseherisch, feinfühlig. Der innere Detektiv macht sich auf die Suche. Wer könnte das sein? Allein die Frage zeigt, dass ich selbst an meine Vorhersagen glaube - schon nicht schlecht, oder? 
Also: Karin? Nein. Maria I., die schon lange sagte sie wolle kommen, doch ihre Stöckelschuhe sie daran hindern? Nein. Urs? Johannes? Sandra & Co? So mancher Name kam mir in den Sinn. Keiner hat angeklungen. Kein inneres Echo. Wäre ja dann auch keine Überraschung mehr. 
Im Mai besuchte uns Catherine mit ihrem Freund. Seit 12 Jahren nicht mehr gesehen und kaum mehr Kontakt gehabt. Überraschung ja, doch nicht die vorhergesagte, das war klar. Dann kam die Frauengruppe von Deborah - auch hier eine Überraschung, eine grosse -  Sigrun. Damals in Snowlion nur flüchtige Begegnungen, nie wieder etwas gehört. Bis zum Workshop im Juni - und seither wieder und wieder. 
Der Sommer verging, meine Prophezeiung geriet in Vergessenheit. Es war viel zu tun, viele wunderbare Begegnungen und Momente, auch überraschende. Im Oktober künden sich  Alexis und Eveline an. Eventuell wie er sagt. Da klopft doch 'was in meinem Kopf… Sind sie die Überraschung? Ich glaube nicht, dass er kommt, es tönte so unverbindlich. Bis er und Eveline eines Abends vor uns stehen, das überrascht mich dann doch sehr.
Doch die allergrösste Überraschung geschieht erst ein paar Tage später:

Ich mache in der Restaurantküche Konfitüre ein, Quitten, vom eigenen Baum, versteht sich. Ein Klopfen an der Haupttüre lässt mich aufhorchen: Giancarlo kündet Besuch an: "Ci sono ospiti" - da sind Gäste. Ich trete also vor die Tür und sehe mich einem unbekannten Paar gegenüber. So ungefähr in meinem Alter. Die Frau fragt mich: "Non mi riconosci?" - Kennst du mich nicht? Die Frage allein deutet darauf hin, dass ich sie eigentlich kennen sollte… ??? Ratlos sehe ich sie an, dann ihn, dann wieder sie… Claudia? Das gibt's doch nicht. Claudia, meine Freundin aus Kindertagen! Seit 23 Jahren keinen Kontakt mehr, kein Lebenszeichen, völlig aus den Augen verloren. Jetzt steht sie hier vor mir! Grösser kann die Überraschung nicht sein! Hühnerhaut am ganzen Körper. Kribbeln überall. Meine Prophezeiung hat sich erfüllt! 
Wie hat sie mich denn gefunden, die Claudia? Durch eine gemeinsame Schulfreundin, mit der ich auf Facebook befreundet bin. Ganz einfach. So hat Claudia auch unseren Blog entdeckt und wollte sich mit eigenen Augen ein Bild von "l'altra vita" hier in Umbrien machen. Und mir die grösste aller Überraschung bescheren. Danke, Claudia, dass du hier aufgetaucht bist. Hoffentlich dauert es jetzt keine 23 Jahre mehr bis zum nächsten Wiedersehen…

PS: Wie oft habe ich nicht über Facebook geschimpft, wie irreal und künstlich es sei. Habe auch immer wieder eine Hemmschwelle zu überwinden wenn ich einen "post" mache. Doch wenn das Resultat ist, dass liebe Menschen aus meiner Vergangenheit wieder in mein Leben treten, lohnt sich jede Hemmungs-Überwindung. Ich werde mir also Mühe geben, wieder öfter auf Facebook präsent zu sein...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen