Montag, 22. September 2014

Gianna

Gianna war von Anfang an ein ganz spezielles Huhn. Sie war am neugierigsten, hat am schnellsten mit uns Kontakt gesucht und hat schnell so eine Art Vorrangstellung sowohl bei den Hühnern als auch bei uns etabliert. Eines Morgens jedoch verlässt sie den Stall nicht, sondern sitzt in der Kiste, wo sie normalerweise die Eier legt. Unkundig wie wir sind, denken wir, dass sie krank ist und wollen nach ihr schauen. Beim Näherkommen können wir feststellen, dass sie ihr Federkleid stellt (sagt man dem so??) und so eine Art Fauchgeräusche von sich gibt. Als würde sie uns warnen "kommt ja nicht näher". Unmissverständlich. Also stop. Was ist los? Wir rufen Luca zu Hilfe, der uns dann erklärt, dass sie am Brüten ist. Ok. Hm? Jetzt haben doch immer alle erzählt, dass es ganz bestimmte Bruthennen gibt und die normale Durchschnitts-Henne das nicht tut. Hä? Und unsere Gianna macht das jetzt einfach? Aus heiter hellem Himmel? Irgendein innerer Schalter umgekippt? Ist sie eine verkappte Bruthenne? Oder eine Spätzünderin? Einfach verwirrt?

Was geht ab? Die Neubauern verstehen gar nichts mehr. Auch die Alt-Bauernnachbarn stehen vor einem Rätsel. Wir beobachten einfach weiter. Gianna sitzt und sitzt und sitzt. 1 Woche, 2 Wochen. Wir machen uns langsam Sorgen. Eier werden's immer mehr, doch Sinn macht die ganze Geschichte keinen, denn da ist kein Hahn (der kam erst danach - siehe unten), der für die Befruchtung hätte zeichnen können. 

Einmal mehr geht es ans Internet, was diesmal nicht hilfreich ist, denn hier ist der Tenor über Hühner, die unbefruchtete Eier brüten, kritisch. Sie seien in Gefahr, man müsste ihnen die Eier wegnehmen, sie ausschliessen, dass sie nicht mehr an die Eier kommen, sie brüten sich zu Tode. Heisst es. Oh Schreck. Doch nicht unsere Gianna. So versuchen wir, Gianna zu überlisten, indem wir ihr angebrütete Eier (von Gianfrancos Bruthenne) unterjubeln und von den aussichtslosen entfernen. Damit die ganze Sache einen Sinn ergibt - und uns im Optimalfall Zuwachs im Hühnerhof beschert. Und weiter geht's 3 Wochen, 4 Wochen. Gianna verlässt die Kiste nur, um Nahrung und Wasser zu sich zu nehmen, sich im Dreck zu baden und sich die Beine zu vertreten, höchstens 10 Minuten pro Tag. Und wieder rein in die Kiste.



Ganz aufgeplustert liegt sie da und "büschelt" immer wieder ihre Eier um. 

Und wiederum eines Morgens verlässt sie die Kiste, spaziert  im Garten herum. Wie in alten Tagen. Was ist jetzt los? Bibeli (Küken) geschlüpft? Der Schalter wieder umgekippt? Keine Ahnung. Gianna hat jetzt einfach beschlossen, dass es reicht mit dem Leben in der Kiste, auf den Eiern. Ok. Als wir die Eier anfassen, sind alle ganz kalt. Aus der Traum vom Nachwuchs, der Bruthenne. Doch den Floh haben wir jetzt im Ohr - wir wollen Zuwachs - und einen Güggel (Hahn), der sich darum kümmert. Und über Bruthennen werden wir uns noch richtig schlau machen. Oder Gianna den Schalter umkippen lassen...

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