Sonntag, 7. Juli 2013

Das Land als Ebenbild






Letztes Jahr gab es einen grossen Brand auf unserem Grundstück. Überall sind verkohlte Bäume und Äste zu sehen. Mahnmale. Daneben blüht wilder Mohn, inmitten von saftigem Gras, gewachsen aus fruchtbarer Erde. 
Mich berühren sie auf eigenartige Weise, diese verkohlten Baumleichen. Sterben. Vergänglichkeit. Zerstörung. Schwarzes Sein. Widerspiegeln meine Zweifel, meine dunklen Gedanken. Ja, es ist nicht alles Friede und Freude, dieses andere Leben. Es gibt auch die dunklen Momente, wo ich zweifle, hadere, verfluche, weine. Momente, in denen ich meinen inneren Dämonen begegne, dem inneren Richter, der verurteilt und einsperrt. Der alles besser weiss und das Vertrauen verloren hat. Dem inneren Zerstörer, dessen Aufgabe allein darin besteht zu sabotieren und hämisch zu grinsen: "Hab ich's dir doch gesagt - das ist eine Nummer zu gross... - du schaffst das nicht.... - als Frau bist du hier verloren... - und überhaupt, die haben dich über's Ohr gehauen...- und dann diese Strasse nach Gubbio, die man so gut hört. Und die Flugzeuge und...und...und". Manchmal haben sie Kraft diese inneren Dämonen und ihre Stimmen schleichen sich in meinen Geist, versuchen sich einzunisten, anzuhaften. Wie Staub auf dem schwarzen Klavier, wie verkohlte Asche auf dem Baum. Das Land als Ebenbild.

Sinnbild der Gleichzeitigkeit. Tod und Leben. Sterben und geboren werden. Abschied und Willkommen. Das eine nicht ohne das andere. Gleichzeitig. Der rote Mohn explodiert fast, so strotzt er vor Lebensfreude. Willkommen! Unmittelbar neben den toten Bäumen. Rot neben schwarz. Leidenschaft und Freude neben Depression und Verzweiflung. Anfang und Ende. Rot und schwarz. Ich sauge diese Rot in meine Seele, lasse die sanften, feinen Blätter der Blüte meinen Geist streicheln (und die Finger - direkt vernetzt...!). Welch Freude, welche Freiheit, welche Möglichkeiten, welche Schönheit und welch Reichtum! Beschenkt. In der Fülle. Danke.
Das Land als Ebenbild.



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