Montag, 8. Juli 2013

Il vigneto

 Schon in der Hotelfachschule hat so mancher von seinem Traum des eigenen Rebberges, des eigenen Weines erzählt. Ich hab das nie verstanden. "Was haben die alle? Überhaupt, wie man diese Reben trimmen und beschneiden muss.  Und dann dieses Tohuwabohu mit den Sorten und wie man sie am besten mischt... Jeder will den anderen übertrumpfen, noch mehr wissen, noch den feineren Gaumen haben." Die Natur zur Wissenschaft machen, zur Kultur.

Heute habe ich selbst einen Weinberg. Er ist klein und wurde jahrelang vernachlässigt. Ist nach Westen/Nordwesten ausgerichtet. Die Reben schiessen wild durcheinander, kreuz und quer. Vor langer Zeit wurden mal Drähte gespannt - zum Halten, doch die hängen durch und geben unter dem Gewicht der nicht geschnittenen Reben nach.

Wild ist er, der Rebberg. Scheint geduldig gewartet zu haben bis sich ihm wieder jemand annimmt. Das sind jetzt wir. Und welche Freude ich daran habe!!! Dieser alten Kulturpflanze wieder zu neuem Leben (oder zum Teil auch zu einem sanften Tod) zu verhelfen, ist äusserst befriedigend. Es ist ein Abtasten: Wo greift der Mensch ein und wo überlässt er der wilden Natur das Zepter? Wie ist dieser Austausch mit der eigenen inneren Wildheit, dem intuitiven, authentischen Sein? Und wo lassen wir uns zähmen?


Ich liebe den Weinberg unterdessen. Liebe es zwischen den Rebenreihen zu spazieren. Hier und dort ein Blatt abzuknipsen oder den Fuss der Rebe von Unkraut zu befreien.








Oder einfach in die Weite zu sehen und gleichzeitig die Weisheit dieser alten Kulturpflanze, die ihre Wildheit bewahrt oder wieder entdeckt hat zu spüren.





























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