Mittwoch, 28. Januar 2015

Erschöpfung

Es wäre ja nicht realistisch und nicht ehrlich,  nur die Highlights und positiven Erlebnisse zu schildern. Es gibt nicht nur diese. Nicht immer eitel Sonnenschein. Dunkle Wolken. Blackout. Der Humor verschwunden. Die Freude auch. Lachen fällt schwer. Erschöpfung.

Ein kurzer Rückblick im nicht mehr ganz so jungfräulichen neuen Jahr: 

Vor knappen 2 Jahren haben wir "l'altra vita" in Umbrien begonnen. Viel in Bewegung gesetzt, neuen Boden erforscht, uns immer wieder mit fremden Situationen konfrontiert. Mit uns auseinandergesetzt, Grenzen ausgelotet und erfahren. Wir haben Vollgas gegeben und nicht nur einfach das Haus umgebaut, nein, gleichzeitig Felder wieder urbar gemacht, Oliven gepflückt, Bäume geschnitten, einen Gemüsegarten angelegt, Holzhackschnitzel produziert, Traktor fahren und italienisch gelernt. Wir haben gerechnet, geplant, gegraben, gepflügt, gezeichnet, diskutiert, geschrieben, gezweifelt, geflucht, gefroren, gezittert. Gelernt. Haben uns immer wieder in Frage und die Zähler auf Null gestellt, um festgefahrene Situationen wieder auf neutralen Boden zu bringen und voller Elan weiter zu machen. Fast monatliche Reisen nach Basel um zum rechten zu sehen, die Kinder zu drücken, die stufenweise Ablösung zu vollziehen gehörten mit zum Programm. Genauso wie die etwas andere Arbeitsmoral der Italiener und die Missinformation, mit der wir ständig zu kämpfen haben. Gesetzesänderungen passieren hier fast wöchentlich, die Auslegung derselben passt sich täglich an, Bürokratie heisst die Plage, und wir sind mitten in diesem Dschungel oft orientierungslos und verloren.

Manchmal habe ich mich gefragt, woher denn die Energie und Kraft kommt, um all dies zu bewältigen. Ich fühlte mich getragen. Vom Land, der Erde, den Elementen. Getragen vom Grossen Ganzen. Die Energie kam aus der Freude, dem Glauben an unser Projekt, dem Geführt-Sein, der Liebe und dem immer wieder neu zu lernenden Vertrauen. Doch jetzt ist die Freude kaum spürbar, der Kopf müde vom Denken, Rechnen, Planen und Organisieren. Der Glaube bleibt und gibt das Nötige zum Durchbeissen. Die Liebe bleibt, ist überlagert vom Rumrennen und "Krampfen". Und die Fähigkeit zu vertrauen und getragen zu sein wird geprüft. 

Ich bin müde, mag grad nicht mehr, sehe die Möglichkeit nicht, meine Batterien zu laden und zur Ruhe zu kommen, bin traurig wegen der abhanden gekommenen Freude. Es ist zuviel. Jetzt grad.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen